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Familie im Wandel der Zeit und der Mythos

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Mythos Familie

Familie als Hort von Harmonie, Fürsorge und Glück ist auch so ein Mythos.
Genauso wie der zunehmende Verfall der Familien ein Mythos sein könnte – das behaupte ich jetzt mal, ohne definitive Zahlen zu kennen.
Aber ich sage, dass sich die Familie in ihrer Struktur gewandelt hat.

Die Familie ganz viel früher

Früher war die Familie nicht unbedingt eine Brutstätte der Harmonie, wegen der man abends vor dem offenen Feuer saß und Lieder gesungen hat. Denn in den meisten Familien ging es ums schiere Überleben und eine Liebesheirat war oft Luxus oder Zufall. Der Inbegriff der glücklichen Gemeinschaft, der Rückzugsort im trauten Heim, entwickelte sich erst mit dem aufkommenden Bürgertum in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Tatsächlich gab es innerhalb der Familien sehr viel Gewalt und Willkür, meist ausgehend vom Mann, dem allmächtigen Vater. Frauen galten per Definition als minderwertig und die Kinder sowieso. Und schlagen durfte man beide, das gehörte dazu.
Auch der Mythos Großfamilie, bei der mehrere Generationen unter einem Dach wohnten und füreinander da gewesen waren, stimmt so nicht immer. Die Menschen starben früh an Krankheiten, wie die Pest, Unternährung, Wochenbett oder Krieg. Dementsprechend waren die Familien auch mehr oder weniger dezimiert oder zusammengewürfelt.
Und dem nicht zu vermeidenden Kinderreichtum stand eine immens hohe Kindersterblichkeit gegenüber. (Quelle: Bundeszentrale für Politische Bildung)

Die Familie nach 1945

Meine Eltern hatten als Kinder noch den Krieg erlebt und wir können uns das gar nicht mehr vorstellen, was das bedeutet und aus einem Menschen machen kann.
In dem Alter, in dem ich mir ein neues Fahrrad gewünscht habe, wurde mein Vater in die HJ gezwungen.
In dem Alter, in dem man mir die BRAVO verboten hatte, sind meine Eltern mit dem Leiterwagen über die Dörfer gezogen, um Nahrungsmittel zu betteln.
Es ist klar, dass Menschen mit solchen Erfahrungen andere Vorstellungen und Ziele im Leben haben, als alle nachfolgenden Generationen. Da ging es um Aufbau, Arbeit, Sauberkeit und Ordentlichkeit. Aber so lange man seine Füße unter dem aus dem Möbelkatalog bestellten und in Raten abgezahlten Tisch stellte, wurde immernoch das getan, was der Vater gesagt hat.
Die Erziehungslehren aus dem Großdeutschen Reich saßen tief.

Die Familie im Wandel der Zeit

Obwohl ich in einer Großstadt aufgewachsen bin, gab es in meiner Schulklasse nur ein einziges Kind, dessen Eltern geschieden gewesen sind. Und dieses Mädchen hat sich immer ein bisschen geschämt.
Ansonsten ging es in den 60er Jahren in den Familien ordentlich zu: es gab 1 – 3 Kinder, deren Vater arbeiten ging und deren Mutter den Haushalt machte.
Alleinerziehende Mütter, die in den Nachkriegsjahren beider Weltkriege noch relativ häufig zu finden waren, gab es nicht. Eine Frau, die nicht geheiratet hat, war „sitzen geblieben“ und hat sich geschämt. Die Homosexualität war verboten und auch nach der Abschaffung des berüchtigten §175 haben sich diese ebenfalls geschämt.
Aber nach der Einführung der Pille, den Flower-Power-Jahren mit all ihrer sexuellen Befreiung und nachdem sich im Volk die Erkenntnis breit gemacht hatte, dass es ja nichts schadet, wenn auch die Frauen einmal einen gescheiten Beruf lernen, wurde viel herumgewirbelt und die Karten neu gemischt.
Heute kennen wir traditionelle Familien, alleinerziehende Mütter und Väter, Patchworkfamilien, Großfamilien und Regenbogenfamilien und Menschen, die aus welchen Gründen auch immer auf Familie und Kinder verzichten. Wir schlagen uns mit Fragen nach bezahlbaren Wohnraum, Ehegatten-Splitting, Erziehungszeiten, Kiga-Plätze und Pflegeversicherung herum. Dabei gibt es noch viele Probleme und Deutschland ist im Hinblick auf Kinderbetreuung, berufstätige Mütter und Geburtenrate immernoch das europäische Schlusslicht.

Dennoch ist unsere Welt bunter und vielfältiger geworden, wir haben unser Leben viel mehr in der Hand und im Griff. Und wir haben die Chance, Familien zu gründen (ganz egal, wie diese konzipiert sind), die aus de Harmonie-Mythos ein wenig näher in die Realität rücken.

Ich schreibe diesen Artikel deswegen, weil mich die Verlautbarungen einer Frauke Petry über die Ziele der AfD zum Thema Familie und Frauen tierisch aufregen. Ganz abgesehen davon, dass das komplette Programm dieser Partei einfach faschistoid ist, sind diese Programmpunkte dann auch noch ein Schritt in die Steinzeit. Mehr dazu hier auf Campact.

Und natürlich bin ich auf eure Meinung sehr gespannt!

Foto: Mythos Familie ©frau-sabienes.de
Text: Familie im Wandel der Zeit und der Mythos ©frau-sabienes.de
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