Kaum bin ich aus dem Urlaub zurück muss ich mich auch schon wieder ärgern und dann noch ausgerechnet über die BRAVO, das ehemals wichtige, heute nur noch schmierige Zentralorgan pubertierender Jugendlichkeit. Und eigentlich wäre es diese Postille gar nicht wert, dass man sich über sie aufregt, wären ihre rückschrittlichen Artikel nicht symptomatisch für das heutige gängige Frauenbild.
Die BRAVO und der Shitstorm
In einem Beitrag, der inzwischen wieder aus dem Netz genommen worden ist, erhellte die Zeitschrift ihren vornehmlichen Jungmädchen-Lesern etliche wundersame Tipps, wie man sie sich einen Kerl angelt. Die Tipps sind so alt wie die Welt: Augenaufschlag, rosige Wangen, glänzendes Haar, Lächeln und mehr. Es fehlten eigentlich nur noch wohlmeinende Ratschläge für die kluge Hausfrau, wie man sie in den Magazinen des unter einem Frauenüberschuss leidenden Nachkriegsdeutschlands hat lesen können. Die Redaktion der BRAVO hat dafür nicht nur Kritik geerntet, sondern fiel einem regelrechten Shitstorm zum Opfer.
Diesmal zu Recht.
Und ich frage mich: Was ist aus der Frauenbewegung der 70er geworden und wie sieht unser Frauenbild heute aus?
Die Frauenbewegung der 70er und heute
Ich bin nie ein großer Fan der Frauenbewegung in den 70ern gewesen, weil mir lila Latzhosen nicht stehen und ich mich schminken und einen BH tragen wollte. Dennoch fand ich viele Einzelthemen wert genug, dass man sie diskutiert und verändert. Zum Beispiel den Grundsatz der „Hausfrauenehe“, der erst 1977 abgeschafft worden ist oder die Tatsache, dass Frauen in der Berufswelt nur eingeschränkt Zugang finden konnten. Mein Idealbild war immer eine gleichberechtigte Partnerschaft auf Augenhöhe – nicht mehr und auch nicht weniger.
Aber laut einer Umfrage von Allensbach aus dem Jahr 2012 verhält es sich so, dass sich heutzutage weniger als die Hälfte aller Frauen vorstellen kann, dass ihr Partner zu ihren Gunsten bei seiner Karriere zurücksteckt. Auch Elternzeit oder einen Halbtagsjob für den Mann kommen für die wenigsten Männer und Frauen nicht in Frage – auch nicht theoretisch. Der Mann ist und bleibt der Haupternährer (das „Familienoberhaupt“) der Familiengemeinschaft. Für Frauen bleiben wie eh und je (oder wieder vermehrt) schlecht bezahlte Halbtagsjobs in Niedriglohnbereichen – oft auch trotz fundierter Ausbildung.
Es gibt natürlich auch noch die andere Seite, nämlich die der wirklich erfolgreichen Frauen à la Heidi Klum, die dem Mädel vom Land ein Bild von Superwoman transponieren. Das Frauenbild eines schönen, erfolgreichen Modells, das zudem auch noch ohne größeren Schaden an Figur und Gesundheit 4 Kinder zur Welt bringt, ist schwierig zu erreichen.
Die kaputte Frauenbewegung
Ist der Feminismus irgendwann mal kaputt gegangen? Wenn ich manchmal durch die Bloggerszene streife und mir die Fashion- und Beautyblogs der jungen Mädchen so ansehe, kann ich mich nur wundern, wie lange und ausgiebig man sich mit Nagellack und Modetrends beschäftigen kann. Und schenkt man einzelnen Berichten in den Medien (und auch der BRAVO) Glauben schenkt, orientiert sich das angeblich so moderne Frauenbild nach wie vor an Äußerlichkeiten, wie silikonverstärkten Brüste, enthaarter Bikinizone und an der Frage, was die Männer davon halten.
Insofern lag die BRAVO mit ihrem Artikel gar nicht so sehr daneben.