Website-Icon Frau Sabienes sagt

Sexismus in der Werbung und die neue Müllermilch

sexismus in der werbung
Wo fängt Sexismus an?

Das war dieser Tage einmal wieder ein gefundenes Fressen für alle Feministen und Kämpfer für die Unterdrückten aller Art, wobei ich wirklich nichts gegen Feministen und Kämpfer für Unterdrückten aller Art habe, ganz im Gegenteil. Das muss ich mal betonen, ich selber kämpfe auch für Feministen und Unterdrückte und freue mich, wenn jemand für mich kämpft, sofern es nötig sei.
Aber ich mag keine Shitstorms, bei denen die sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben wird, um ein flammendes Mahnmal zu setzen, zum Beispiel gegen Sexismus. Und wenn man den Rassismus auch noch mit reinpacken kann, umso besser. Denn Morgen erinnert sich sowieso keiner mehr an diese Aktion und man kann seinen Alltag gemütlich weiter gestalten, mit ein paar Zoten und ein paar blöden Bemerkungen über Frauen oder Fremde (wobei beides manchmal auf’s selbe rauskommt).
Grund dieser momentanen Gerechtigkeits-Hysterie ist ausgerechnet die Firma Müllermilch aus dem schönen Fischach-Aretsried bei Augsburg, die zur Weihnachtszeit ihre Milchdrinks mit Pinup Girls gestaltet hat, welche comme il faut äußerst freizügig gekleidet sind. Eine von den Damen, nämlich die auf der Flasche mit der Geschmacksrichtung Schoko, ist – man glaubt es kaum – schwarz.
Also mit negroiden Zügen.
Also stark pigmentiert.
Anscheinend tragen die Mädels auf den Flaschen alle verschiedene Namen und so heißt die Schokomilch-Frau ziemlich stereotyp „Sharon Sheila Schoko“. Ich weiß leider nicht, wie die anderen Namen lauten, vielleicht ist auch eine „Dolce Banana“ darunter oder eine „Cherry Lady“. Menschen, die in der Lage sind, ein solches Design zu entwerfen, traut man ja alles zu.
Übrigens könnt ihr hier auf der Firmenseite von Müllermilch eine Abbildung sehen.

Was ist Sexismus?

Laut Wikipedia bedeutet Sexismus:

Als Sexismus wird die auf das Geschlecht (lat. sexus) bezogene Diskriminierung bezeichnet. Unter dem Begriff werden Geschlechterstereotype, Affekte und Verhaltensweisen gefasst, die einen ungleichen sozialen Status von Frauen und Männern zur Folge haben oder darauf hinwirken. Sexismus ist in vielen westlichen Ländern Gegenstand von Gesetzgebung und Sozialforschung, insbesondere der Gender Studies und der Vorurteilsforschung.

In meinen Worten: [Tweet „#Sexismus: Reduzierung einer Person auf primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale #muellermilch“]

So etwas findet am Arbeitsplatz genauso statt, wie im privaten Umfeld, in Filmen, in Witzen und natürlich auch in der Werbung. Meistens sind Frauen mit dieser Art der Diskriminierung konfrontiert, sehr oft aber auch Männer.

Sexismus in der Werbung

„Sex sells“ scheint ja so die Kernaussage aller Werbepsychologen zu sein und ich werde ihn demnächst verbieten lassen. Denn mit diesem Credo wird Pornografie vermehrt gesellschaftsfähig und damit wird auch parallel der Hang zur gottesfürchtigen Prüderei ansteigen.
Und ich mag weder das eine, noch das andere.
Aber tatsächlich kann man im Gegensatz zu Schweden in Deutschland mit scharfen Kurven und XXL-Brüsten so ziemlich jedes Produkt bewerben, egal, ob diese Verknüpfung sinnvoll ist, oder nicht.
Damit meine ich: Bei einer Werbung für Büstenhalter will ich nicht den großen Zeh des Mannequins im Vollbildmodus sehen. Bei einer Gleitcreme würde das Watzmannmassiv auch nicht so gut passen.
Aber diese Müllermilch wird ja nicht bei Beate Uhse an Penthouse-Abonnenten verkauft, sondern hauptsächlich im Supermarkt an Kinder und Jugendliche. Und da finde ich eine leichtbekleidete, sich lasziv rekelnde Dame auf dem Etikett völlig unangemessen. Vielleicht sogar sexistisch, auf jeden Fall unangemessen.

Dem Vorwurf des Rassismus gegenüber Fräulein Sheila Sharon Schoko kann ich übrigens nicht folgen. Aber wenn es Menschen gibt, die sich betroffen fühlen, so sollte man sich darum kümmern.

Muss sich Müllermilch nun schämen?

Wird die Werbeabteilung von Müllermilch nun komplett entlassen und mit Medienfachleuten von Radio Vatikan ersetzt?
Sieht man sich die ganzen Photoshop-Disasters auf den Etiketten an, sollte man in der Firmenzentrale einen solchen Schritt in Erwägung ziehen.

Ansonsten hat diese Werbekampagne der Firma überhaupt nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Denn nun sind sie mit ihren minderwertigen, aus billigem Milchpulver hergestellten Produkten, voller seltsamer Geschmacksstoffe und Geschmacksverstärker und vor allen Dingen Zucker quasi in aller Munde, und es würde mich nicht wundern, wenn die PET-Flaschen in ein paar Wochen als Kult-Sammel-Objekte gelten.

Das ist der Grund, warum ich Shitstorms oft nicht mag: Sie verhindern eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Problem und verschaffen dem Unternehmen kostenlose Werbung in den Medien.

Dabei gäbe es in puncto Sexismus bei uns durchaus noch Handlungsbedarf!

Foto: Sexismus in der Werbung ©frau-sabienes.de
Text: Sexismus in der Werbung und die neue Müllermilch ©frau-sabienes.de
Bitte teile diesen Beitrag:
Die mobile Version verlassen