Heute am Unsinnigen Donnerstag findet der Weiberfasching oder Weiberfasnacht (es gibt noch eine Menge anderer Bezeichnungen) statt.
Vielleicht geht ihr heute Abend auf eine entsprechende Veranstaltung zum Schwofen oder vielleicht werdet ihr das Rathaus eurer Stadt erstürmen. Vielleicht seid ihr auch gerade unterwegs, um einem ahnungslosen Kollegen die Krawatte abzuschneiden.
Wisst ihr überhaupt, was ihr da tut?
Warum gibt es den Weiberfasching?
Wahrscheinlich geht dieser Tag auf die Wäscherinnen in Bonn-Beuel im 19. Jahrhundert zurück. Sie hatten es satt, in der winterlichen Kälte Berge von Wäsche zu waschen, während sich ihre Männer in der Stadt amüsierten. Deswegen beschlossen sie, die Arbeit ruhen zu lassen und auch einmal ordentlich auf den Putz zu hauen. Ein entsprechendes Organisationsteam gibt es in Beuel noch heute und zeichnet sich für den dortigen Ausnahmezustand verantwortlich.
Es heißt auch, dass bereits im späten Mittelalter die ehrbahren Ehefrauen der Stadt von den Grundherren oder Ratsherren vor dem Beginn der Fastenzeit zu einem „eigenen Mahl mit Tanz“ eingeladen wurden. Dieses Event wurde auch als „Der lieben Weiber Sauftag“ bezeichnet – ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Aber warum am Donnerstag?
Dieser Donnerstag war der letzte mögliche Schlachttag vor dem Ende der kommenden Fastenzeit – da konnte man es sich noch einmal gut gehen lassen.
Die Erstürmung der Rathäuser
Mit dem Weiberfasching werden auch offiziell die „Tollen Tage“ eingeläutet, was mancherorts mit der Erstürmung des Rathauses einhergeht. Hier erkennt man schon mal deutliche Parallelen zu dem oben genannten Sauftag, aber einer von der eskalierten Sorte. Die Stadtherren müssen den Schlüssel der Stadt an die Narren überreichen, denn ab nun läuft alles so dermaßen verkehrt, dass sogar die Frauen die Macht erlangen.
Ein solches Ansinnen war ja früher undenkbar und quasi der Gipfel der Narretei.
Schnipp-Schnapp, Krawatte ab!
Gleich vorweg: Das Abschneiden der Krawatte hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mit einer symbolischen Kastration zu tun. Vielmehr gilt die Krawatte als Bestandteil des Kleidungsstils von (männlichen) Vorgesetzten und mit das Abschneiden derselben steht stellvertretend für die Aufhebung der bestehenden Rangunterschiede. Dieser Brauch scheint sich erst nach dem 2. Weltkrieg etabliert zu haben – vielleicht, weil es früher ein solches Accessoire nicht gab?
Inzwischen trifft man am Unsinnigen Donnerstag in den Ämtern und Büros auf etliche Angestellte, die sich extra für diesen Tag eine Krawatte umgelegt haben. Denn als Dank für die Schnippeleien erhält der Kandidat ein „Bützchen“ oder Küsschen.
Derjenige, der am Abend den Arbeitsplatz mit einer unversehrten Krawatte verlässt, macht irgendwas falsch.
Übrigens kann dieser Brauch ziemlich in die Hose gehen, wenn man an einen uneingeweihten Krawattenträger gerät, der dann öffentliche Satisfaktion fordert – alles schon mal vorgekommen.
Egal, ob und wie ihr den Weiberfasching begehen werdet: Ich wünsche euch viel Spaß!