GOOGLE und die Suche nach versprengten Familienmitgliedern
Aus verschiedenen Gründen (die nicht in meiner Macht liegen) habe ich zu einigen Mitgliedern meiner von Haus aus sehr übersichtlichen Familie keinen Kontakt.
So habe ich zwar ein paar Onkel, Tanten und auch Cousins, die ich zuletzt vor mehr als 20 Jahren bei einer Beerdigung traf.
Danach ist der Kontakt abgebrochen, weil es ihn niemals gegeben hat.
Aber wir leben ja im Zeitalter der sozialen Medien und Suchmaschinen, wie Google!
Neulich auf LinkedIn …
Letztens stromerte ich einmal auf meinem kaum gepflegten Profil auf LinkedIn herum und wunderte mich, warum ich dort so wenige Kontakte auf meiner Liste habe. Da fiel mir ein Cousin ein, der damals (bei dieser einen Beerdigung) erzählte, dass er „irgendwas mit Computer“ studierte.
Da dieser Anverwandte zu den wenigen meiner Cousins gehört, an deren Vornamen ich mich erinnere, habe ich sofort seinen Namen dort eingegeben und … Bingo!!!
Da strahlte mich von einem Profilbild ein Mann in den besten Jahren entgegen, bei dem man eine gewisse Familienähnlichkeit nicht verleugnen konnte.
Auch die Eckdaten stimmten.
Zum Beispiel arbetet er in einem großen Unternehmen im Frankfurter Raum und machte „irgendwas mit Computer“.
Die Suche auf Google
Fast schon euphorisch setzte ich meine Personensuche auf Google fort. In meinem Hinterkopf meldete sich ein kleines Stimmchen und wollte wissen, was ich mit diesen Erkenntnissen überhaupt anfangen werde.
Aber das schlug ich mit einem Uppercut gekonnt zu Boden.
Hier ging es schließlich um einen Teil meiner Familie, von dem ich nichts weiß!
Das erste, was ich dann auf Google fand, war eine Todesanzeige.
Dieser verschollene Cousin, den ich gerade eben so glücklich wiedergefunden hatte, war vor einem halben Jahr verstorben.
Eigentlich sehr jung …
Er war jünger als ich …
Aber der frühe Tod liegt auch ein bisschen in meiner Familie …
Ich fing gerade an, ein klein wenig zu trauern. Aber dann fiel mir auf, dass das Geburtsdatum und weitere Einzelheiten nicht stimmen konnten.
Außer dem Namen und dem Bild natürlich. Aber es gibt Zufälle, Namensgleichheiten und Doppelgänger und es gibt die Einbildung. Bei diesem Mann handelt es sich mit Sicherheit nicht um meinen Cousin.
Versprengte Familienangehörige und andere Runaways
Es ist natürlich sehr verlockend, auf Google, den speziellen Personensuchmaschinen oder auf sozialen Netzwerken nach Menschen zu suchen, die man schon lange aus den Augen verloren hat.
Aber macht das eigentlich viel Sinn?
Würde man dann wirklich versuchen, einen Kontakt aufzunehmen? Verabredet man sich dann auf einen Kaffee und erzählt sich gegenseitig, wie es einem bislang ergangen ist?
Mein Haus, meine Kinder, mein Pferd?
So ein Treffen könnte sehr peinlich sein, weil es irgendwie konstruiert ist und Gemeinsamkeiten heraufbeschwören würde, die es nicht gibt. Andererseits bin ich überzeugt, dass ich immer die Leute treffen werde, die für mich wichtig sind.
Ich weiß, dass manche Menschen einem einfach fremd sind, auch wenn man sich zufällig ein paar Gene teilt.
Und so wünsche ich diesem weiterhin verschollenen Cousin noch ein langes, schönes Leben und komme zu dem Schluss, dass Suchmaschinen nicht immer hilfreich sind.
8 thoughts on “GOOGLE und die Suche nach versprengten Familienmitgliedern”
Schwieries Thema. Meistens hat es gute Gründe, dass man keinen Kontakt zueinander hat. Das ist wie nach einem Klassentreffen: Man weiß sofort, warum man die meisten nicht mehr sieht und in der Schulzeit schon nicht zusammen passte.
Als mich vor ein paar Jahren eine Cousine über Stayfriends gefunden hat, habe ich umgehend mein Profil gelöscht. Das war die einzige Stelle im Netz, an der ich über meinen Mädchennamen zu finden war. Ein paar Tage später bekomme ich eine Mail von großen Schwester der Cousine, die ich früher sehr gerne mochte. Lustigerweise unabhängig von der Stayfriendsgeschichte – aber ausgelöst durch Verwandtenbesuch aus der Ferne. Die Mail habe ich nach ein paar Mal Durchatmen beantwortet und der Witz dabei ist, dass wir bereits 10 Jahren Luftlinie nur 100 Meter auseinander gewohnt haben in einer Reihenhaus-/Einzelhausgegend und uns nie zufällig gesehen haben in der ganzen Zeit. Ich gehe jeden Tag an ihrem Haus vorbei, seit wir den Hund haben. Wir hatten noch 2,5 schöne Jahre zusammen und jetzt ist sie gestorben. Erst war ich fast wütend über die distanzlose Kontaktaufnahme, dann wurde Freundschaft daraus. Den Rest der Sippe will ich trotzdem nicht sehen.
LG Ines
Hallo Du,
bei uns war das Thema Ende letzten Jahres auch ziemlich present. Wir hatten allerdings auch einen Grund, nach „verschollenen“ Familienmitgliedern zu suchen. Das hat auch dank Google und FB ganz gut geklappt. Und im Nachhinein bin ich auch froh darüber, wieder zwei Menschen gefunden zu haben, die ich über 21 Jahre nicht gesehen und gehört habe.
Ich „stalke“ ab und an duchaus auch Exfreunde bzw. Schulkollegen. Allerdings ganz einfach aus Neugierde. Sehen mag ich davon keinen mehr.
Im Endeffekt muß es aber jeder für sich entscheiden, wie er es macht.
Liebe Grüße
Sandra
Huch das ist ja fast unheimlich, habe gerade vor einer Stunde auch „gestalkt“ .. musste in alten Fotos etwas suchen, dort diesen und jenen aus der Vergangenheit gesehen und mal gegoogelt, in Linkdin was gefunden .. und was machte ich jetzt damit, dass ich weiß, dass ein sehr netter Typ von „damals“ immer noch toll aussieht???
Genau, nix mache ich … war nur eine lockere Bekanntschaft … also besser gleich wieder vergessen 😉
Daher; danke für diesen gerade heute gut passende Blogbeitrag!
Schwieriges Thema. Eigentlich mag ich meine Cousinen sehr gern. Ich weiß nicht, warum der Kontakt so lange nicht vorhanden war. Es musste erst mein Onkel sterben, bis wir uns auf der Beerdigung wieder sahen. Es gibt nun zumindest jetzt eine WhatsApp-Gruppe. Ich hoffe, dass der Kontakt nicht wieder abreißt.
Liebe Grüße Sabine
@meyrose: Mein Gott, was für ein Drama, dass du extra dein Profil hast löschen müssen. Und dann die Schwester der Cousine in der Nachbarschaft – Geschichten, die das Leben schrieb. Und schön, dass ihr noch eine gute Zeit zusammen gehabt habt.
LG Sabienes
@Sandra: Ich bin auch schon ein paar Mal alten Schulfreundinnen hinterhergestalkt. Aber die meisten Frauen aus meiner Generation geben ihren Mädchennamen bei der Eheschließung ab. Eine habe ich aber finden können – sie hat Karriere gemacht und nicht geheiratet.
Gemeldet habe ich mich aber bei ihr auch nicht.
LG Sabienes
@Ulla: Ich denke, dass du Recht mit deiner Entscheidung gehabt hast. Und ich freue mich, dass mein Artikel gerade für dich so gut gepasst hat.
LG Sabienes
@Sabine Gimm: Bei mir war es so, dass da von vornherein kein Kontakt bestand, weil sich mein Vater nicht mit seinen Geschwistern vertragen hat.
Es gab zwar mal Ansätze, den Kontakt aufzubauen. Aber es fehlt da wohl so gut wie jede Grundlage, da kann man nichts machen.
LG Sabienes
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